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Persönlicher ERASMUS-Bericht

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Erfahrungen von Kai Giesberg

Gasthochschule: University Of Kopenhagen
Zeitraum: WS 2012/2013

Wer sich für ein Auslandsemester (oder zwei) in Kopenhagen entscheidet, hat im Grunde genommen schon alles richtig gemacht. Denn diese Stadt kann man eigentlich nur gut finden. Gemütlich wie Potsdam, aber nicht so zugeknöpft. Kosmopolitisch wie Berlin, aber nicht so grau und unübersichtlich. Wenn man nicht wie wir gerade bis zum Hals im Hausarbeitenstress steckt, kann man das Leben in der Heimatstadt der kleinen Meerjungfrau an jeder Ecke in vollen Zügen genießen. Sei es in einer der ausgezeichneten Kunstgalerien, bei einem Ritt auf Tivolis wilden Fahrgeschäften oder beim Plausch mit neu gewonnenen Freunden in einem hyggeligen Café.


© Kai Giesberg

Überhaupt, die Hygge: Dieses Phänomen, dass vom deutschen Wort „Gemütlichkeit“ nur annäherungsweise beschrieben werden kann, gilt in Dänemark als Kulturgut. Und nach einem hyggeligen Abendessen (dass man hier interessanterweiße Middagsmad nennt) in geselliger Runde nimmt auch jeder Auswärtige diese Vokabel in den eigenen Wortschatz auf.

Und wer nicht genug von den ulkigen Wörtern bekommt, belegt am besten einen der Dänisch-Sprachkurse, die von der Universität kostenlos angeboten werden. Auch wenn dieses merkwürdige Kauderwelsch nun wirklich nicht zu den Weltsprachen zählt und hier auch ausnahmslos jeder fließend Englisch beherrscht, kann es im Alltag auch ganz schön nützlich sein.

Frei nach dem Sprichwort: „When in Copenhagen, do as the Copenhageners do“, sollte sich außerderm jeder, der hier einen längeren Aufenthalt plant, ein zweirädriges Gefährt zulegen. Denn Fahrrad fahren trägt viel zum Lebensgefühl in der Weltfahrradhauptstadt bei. Mit bis zu 3-spurigen Fahrrad-Highways und keinem mühsamen Anstieg in Sicht macht es auch ungemein mehr Spaß als im Berliner Verkehrschaos.


© Kai Giesberg

Ein Semester in Kopenhagen besteht aber nicht nur aus Freizeit, schließlich will auch der medienwissenschaftliche Geist gefüttert werden. Wer Vorlesungen à la Mersch oder Christians erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden, denn die Veranstaltungen, die auf Englisch angeboten werden, sind größtenteils Seminare, noch dazu auf Master-Niveau. Wobei das Wort Seminar auch großen Spielraum bietet: einige Lehrveranstaltungen bestehen aus reinen Monologen des Dozenten, in anderen muss man aber auch schon mal selbst etwas vorbereiten. Das hängt, ähnlich wie in der EMW, von Lust und Laune der jeweiligen Lehrkraft ab. Anders als bei uns gelten hier aber Deadlines, und da versteht die Uni Kopenhagen anscheinend keinen Spaß. Also stellt euch darauf ein, in der Vorweihnachtszeit nur noch für die Hausarbeiten zu leben – als Belohnung schneit es im neuen Jahr haufenweise Leistungspunkte!

In den Herbstferien oder auch für ein verlängertes Wochende lohnt es sich, den Sprung über den Øresund zu wagen und andere Ecken Skandinaviens zu erkunden. Die nordischen Länder sind zwar nicht gerade günstige Reiseziele (inbesondere Norwegen-Reisende sollten über Reserven verfügen), aber wenn man ja mal in der Nähe ist, sollte man die Gelegenheit doch nutzen. Wer gerne feiern geht, sollte sich allerdings keine allzu großen Hoffnungen machen. Das kann Kopenhagen besser und billiger als die skandinavische Konkurrenz, wenn auch nicht auf Berlin-Niveau.


© Kai Giesberg

Mit einem an skandinavische Verhältnisse angepassten Budget (AuslandsBaföG wird nur wenigen gewährleistet) und der Bereitschaft, einige Wochen lang mit weniger als 4 Stunden Tageslicht auszukommen, lässt es sich hier oben leben wie Gott in Dänemark. Denn nicht umsonst wohnt hier das glücklichste Volk der Welt (laut einer Studie der Universität Leicester aus dem Jahr 2008).

Kai war für ein halbes Jahr in Kopenhagen und auch er hat anscheinend abartig viele ECTS-Punkte fürs Studium bekommen. Wollt ihr noch mehr wissen? Dann schaut mal hier:

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