erfahrungsbericht_lisajanowitz


Persönlicher Erfahrungsbericht

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für ERASMUS-Interessierte von Lisa Janowitz

Gasthochschule: Universidad Complutense Madrid
Zeitraum: 09/2014 bis 01/2015

1) Ankunft im Gastland: 15. September 2014

Heute bin ich seit einer Woche in Madrid! Kaum zu fassen, wie die Zeit vergeht… Aber ich will mich erstmal vorstellen. Ich bin Lisa und studiere „normalerweise“ Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam. Im 5. Semester wollte ich jedoch mal eine andere Universität kennenlernen und mich aus meiner gewohnten Umgebung lösen, um meinen Horizont ein bisschen zu erweitern. Madrid schien mir perfekt, um einmal in einer anderen europäischen Großstadt zu leben, neue Studienerfahrungen zu sammeln und dabei mein Spanisch zu verbessern. Mit der Bewerbung um den Erasmus-Platz hat alles gut geklappt und so kann ich heute schon aus Spanien berichten.

Am vergangenen Sonntag-Nachmittag bin ich in Madrid-Barajas gelandet und wurde von meinem Tutor Fernando netterweise direkt vom Flughafen abgeholt. Ich kann Jedem wärmstens empfehlen bei der Bewerbung an der Universidad de Complutense ein Häkchen beim Tutoren-Programm zu setzen, da mir wirklich viel geholfen wurde und man zudem gleich spanische Kontakte in Madrid erhält.

Für die ersten Tage hatte ich mich in einem Hostel eingebucht, um vor Ort WGs zu besichtigen, da ich mich nicht auf Anzeigen im Internet verlassen wollte. Noch am selben Abend hatte ich meine erste Besichtigung und habe - welch ein Glück - direkt meine jetzige WG gefunden. Ich wohne in Chamberí, in gleicher Entfernung zur Uni und zum Zentrum mit einer netten, fließend spanisch sprechenden Amerikanerin zusammen und habe mich schon gut in meinen 4 Wänden eingerichtet.

Am Montagmorgen um 10 Uhr fing dann auch direkt der freiwillige, kostenlose Sprachkurs an der Universität an und ich lernte die riesigen Entfernungen der Fakultäten an der ältesten Universität Spaniens kennen. Zum Sprachkurs ist zu sagen, dass man nicht zögern sollte, diesen zu wechseln, wenn man das Gefühl hat nicht gut aufgehoben zu sein. Denn man kann man sich wirklich nochmal gut in Sprache und Grammatik üben und vor allem Kontakte zu anderen Erasmus-Studenten knüpfen. Das geht unglaublich schnell und hat bei mir dazu geführt, dass die erste Woche wie im Flug vergangen ist. Ich war eigentlich ständig unterwegs, habe die ersten tollen Tapasbars kennengelernt, mir eine Simkarte besorgt, Erasmus-Partys besucht, mich in den spanischen Supermärkten orientiert, die Parks der Stadt erkundet, Entdeckungstouren durch verschiedene Viertel gemacht und und und… Madrid 2 habe ich mit seinem lebendigen Flair schon jetzt sehr ins Herz geschlossen und freue mich auf die kommenden Wochen!

2) Freizeitaktivitäten: 8. Oktober 2014

Vier Wochen bin ich inzwischen in Madrid, habe zwei Wochen Sprachkurs hinter mir, viel Besuch gehabt und Tag und Nacht die Stadt erkundet. Aber vor dem Unistart wollte ich noch ein, zwei Ausflüge in das Madrider Umland machen.

Am 21.09. habe ich deshalb die „Fiestas de San Mateo“ in Cuenca besucht. Zusammen mit Freunden aus dem Sprachkurs und meiner Schwester habe ich den Ausflug bei BeMadrid gebucht – in Madrid gibt es zahlreiche Organisationen, die preiswerte Ausflüge für Erasmusstudenten organisieren. Die Fahrt nach Cuenca dauerte etwa 2 Stunden und nach einem Sangria zur Begrüßung ging es erst einmal bergauf zum Parador, von dem aus man den besten Blick auf die berühmten hängenden Häuser hat. Cuenca wurde 1996 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt und in vielen spanischen Städten mit dieser Würdigung baut ein sich im Staatseigentum befindendes Unternehmen Hotels, die den Namen „Parador“ tragen. Anschließend ging es über eine Brücke in die Altstadt hinein, wo sich die Straßen schon mit feiernden Bewohnern gefüllt hatten. Wir kamen auch pünktlich gegen 14 Uhr an der ersten Absperrung an, hinter der ein junger Stier unter großen Anfeuerungen durch die Straßen getrieben wurde. Mit diesem Brauch wird die Eroberung Cuencas durch Alfonso VIII aus der arabischen Herrschaft im Jahr 1177 gefeiert. Zum Glück wurde der Stier recht bald wieder eingefangen, sodass wir erst einmal auf eigene Faust die Stadt erkunden konnten. Es blieb Zeit um spanische Grillspezialitäten und La Zurra, einen mit Zucker und Zitrone versetzten Weißwein zu probieren und durch kleine Gassen zu schlendern. Danach wurden wir durch die Stadt geführt und haben ein bisschen mehr über ihre Geschichte erfahren. Es war auch sehr spannend die feiernde Bevölkerung zu sehen, die sich in peñas (Gruppen) zusammenfanden, die man an verschiedenfarbigen T-Shirts und Halstüchern erkennen konnte, um zusammen auf der Straße zu kochen, sei es Tortilla, Eintopf oder Paella, und Sangria oder Bier zu trinken. Mein Highlight des Tages war allerdings ein Ständchen, das eine kleine Kapelle extra für uns gespielt hat - manchmal ist es gar nicht so verkehrt, dass man als extranjero auffällt.

Vor einer Woche war ich dann in Segovia, ebenfalls eine Weltkulturerbestätte der Unesco, die von Madrid aus stündlich mit dem Bus zu erreichen ist. Dort habe ich den römischen Aquädukt aus dem 1./2. Jh. n. Chr. bestaunt, den Alcázar, eine Burganlage, die im 11. Jahrhundert - nachdem die Christen Segovia im Zuge der Reconquista erobert hatten - erbaut wurde, angeschaut und eine prächtige spätgotische Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert besucht. Ich bin beeindruckt von so viel spannender Geschichte!

3) Wohnsituation: 17. Oktober 2014

Hola de Madrid! Heute erzähle ich ein bisschen darüber wie ich hier wohne.

Ich habe in Deutschland erst etwa 2 Wochen vor meinem Abflug angefangen im Internet nach einer WG in Madrid zu suchen. Ich wollte mir nämlich lieber vor Ort Wohnungen anschauen und mich nicht auf Fotos und Angaben im Internet verlassen. Es gibt zahlreiche Seiten über die man fündig werden kann, idealista, segundamo, easypiso z. B. Viele Spanier nutzen auch Whats App, sodass man schon vorher einige Fragen loswerden kann. In Spanien ist es allerdings nicht unbedingt üblich, seine WGMitbewohner vorher kennenzulernen. Oft sucht der Vermieter und kann nur wenig Auskunft über die Mitbewohner geben oder diese sind ebenfalls Erasmusstudenten und ziehen neu ein.

Sachen auf die man achten sollte: Hat das Zimmer ein Fenster, die Wohnung eine Heizung (denn im Winter ist es in Madrid nicht viel wärmer als in Berlin) und welche Nebenkosten kommen zum angegebenen Preis noch dazu. Das kann sehr unterschiedlich sein, bei mir sind Heizung+Internet inbegriffen, Strom+Wasser zahle ich alle 2 Monate extra. Für ein WGZimmer sollte man hier schon 350-450€ einplanen, wenn man nicht in einer Abstellkammer oder weit außerhalb des Zentrums wohnen möchte (es gibt natürlich Ausnahmen).

Als ich in Madrid angekommen bin, hatte ich über easypiso schon eine Wohnungsbesichtigung ausgemacht und hatte direkt am ersten Abend Glück. Ich war froh, dass mich mein Tutor von der Uni zur Besichtigung begleitete und an alle entscheidenden Fragen dachte. Als er mir versicherte, dass ich ein super Preis-Leistungsverhältnis für Madrid vor mir hatte, habe ich nur eine weitere WG angeschaut und am nächsten Abend direkt den Vertrag unterzeichnet.

Nun wohne ich in einer geräumigen, farbenfrohen 2er-WG in Chamberí. Das ist ein Wohnviertel, aber einen Supermarkt, einen Park mit Laufstrecke, einen Mercado (Markthalle mit vielen verschiedenen Ständen), Bäckereien, Friseure, einen chinesisch-geführten Laden mit allem was man braucht, eine Apotheke und ein paar Restaurants/ Bars habe ich direkt vor meiner Haustür. Meine Metrostation Cuatro Caminos ist 3 Metrostationen ohne Umsteigen von der Uni entfernt. Ich kann auch in 25 Minuten zur Uni oder nach Malasaña (beliebtes, lebhaftes Viertel mit vielen Bars) laufen. Andere bei Studenten beliebte Wohngegenden sind beispielsweise Argüelles und La Latina.

In meinem Wohnzimmer gibt es eine Schlafcouch und einen großen Esstisch, um mit Freunden ein Abendessen zu zelebrieren. Mir fehlt zwar ein Backofen, aber zum Plätzchen backen werde ich einfach zu Freunden gehen. Im Winter, wurde mir versichert, muss man aufgrund der Mieter über der Wohnung eher lüften als heizen. Ein witziger Fakt ist außerdem, dass die Spanier ihre Wäsche gerne vor ihre Fenster (im Innenhof) hängen. Mir ist so einmal schon ein Bettlaken abhanden gekommen, aber ich habe es inzwischen wieder. Man hört in meiner Wohnung auch schon mal die Metro und Straßenlärm, ich wohne halb unter der Straße, sodass ich weniger Tageslicht habe - ganz anders als in Potsdam - aber ich bin sehr zufrieden hier. Meine Mitbewohnerin kommt aus Mexiko und macht einen Master in Digital Marketing. Da ich Medienwissenschaften studiere, haben wir ähnliche Interessen und ich kann außerdem super mit ihr mein Spanisch üben.

4) Ausflug nach San Lorenzo de El Escorial: 27. Oktober 2014

Am Sonntag ging es für mich von Madrid aus in die Berge, in die Sierra Guadarrama und zwar nach San Lorenzo de El Escorial. Zusammen mit Freundinnen von der Uni bin ich um 10 Uhr mit einem Bus in die etwa eine Stunde entfernte Stadt gefahren. Dort steht die Schloss-und Klosteranlage Monasterio El Escorial, größter Renaissancebau der Welt und als Weltkulturerbe ausgezeichnet. König Felipe 2 hat es um 1563 erbauen lassen und es ist in der Tat imposant und wunderschön geworden. Mir hat es viel besser gefallen als der Palacio Real in Madrid. Denn die Räume sind nicht überschmückt, aber dennoch mit schönen Fliesen, Holzschnitzereien und Deckenmalereien gestaltet. Mit seiner Größe lädt der Bau wirklich zum Verirren ein. In einem Raum, durch den Felipe immer mit seinen Enkeln spazierte, haben wir sogar eine Karte von Germania aus dem 16. Jahrhundert entdeckt! Völlig anders, mit Marmor und Blattgold gestaltet, aber ebenso beeindruckend, war das Mausoleum, in dem die spanischen Monarchen ruhen. Am besten hat mir jedoch der Garten mit gepflegten Buchsbaumhecken und einem wunderbaren Ausblick ins Tal gefallen. Noch dazu hatten wir strahlenden Sonnenschein und keine einzige Wolke am Himmel, und das Ende Oktober!

Das Dorf San Lorenzo war beschaulich, aber ebenso schön. Dort haben wir zunächst ein Picknick auf dem Dorfplatz gemacht, weil wir von der Besichtigung des Schlosses ganz ausgehungert waren. Danach haben wir uns liebevoll gestaltete Geschäfte angeschaut und uns in ein gemütliches Café gesetzt. Inzwischen war es schon 16 Uhr geworden und da wir noch wandern gehen wollten, mussten wir uns etwas beeilen. Aber der Cafébesitzer hat uns noch eine gute Route empfohlen. Wir sind also vom Dorf abwärts in einen Wald mit schön gefärbten Kastanien- und Ahornbäumen – hier fiel mir erst wieder auf, wie schön auch die deutschen Wälder im Herbst sind –, grasgrünen Lichtungen und bemoosten Felsen gelaufen und danach wieder ein wenig bergauf. Und dann, versteckt hinter einem Weidezaun kamen wir zum „Silla de Felipe 2“, einem großen Felsen von dem aus man DEN Blick auf das Monasterio de San Escorial hatte. Ein gebührender Abschluss für einen perfekten Tag!

5) Studiensituation: 13. November 2014

Hola de Madrid! Heute geht es um meine Studiensituation.

Die Uni hier war am Anfang ein ständiges Auf und Ab. Zunächst einmal ist die Unversidad de Complutense eine sehr große Universität, mit ca. 8700 Studenten und sogar einer eigenen Metrostation. Hier kommt morgens auch der Großteil der Studenten an, was die erste Anstrengung des Tages bedeutet. Ich wohne zwar nur 3 Metro-Stationen entfernt, muss aber auf meinem Weg zur Uni unzählige Treppen nehmen, mich in der Metro quetschen und wahnsinnige Menschenmassen durchqueren. Morgens um halb 9 ist das manchmal etwas hart für mich, vor allem weil mein Weg zur Uni in Potsdam immer sehr kurz und entspannt war. An der Universität musste man sich anfangs auch ein bisschen durchschlagen. Wir haben eine Mail mit allen Unterlagen, die wir einzureichen hatten, bekommen, aber es gab keine Infoveranstaltung/ Erasmus-Begrüßung an unserer Fakultät und so hieß es erstmal einfach loslegen und Kurse besuchen.

Ich konnte an der Fakultät für Informationswissenschaften Kurse aus den drei verschiedenen Fachrichtungen Journalismus, Audiovisuelle Kommunikation und PR aus jedem Semester wählen. In den ersten drei Wochen ging es vor allem darum, herauszufinden, welcher Professor Erasmusstudenten zuließ/ willkommen hieß, ob man ihn verstehen/ihm gut folgen konnte und dann zu guter Letzt ob einen der Unterrichtsstoff auch interessierte. Ich war froh, dass noch eine Kommilitonin aus Potsdam mit mir hier ist und ich im Sprachkurs schon weitere Erasmusstudenten an meiner Fakultät kennengelernt hatte. So konnte man sich, was die Kurswahl und unzähligen organisatorischen Gänge anging, ein wenig absprechen. Da hieß es Unterschriften von jedem Professor für jeden Kurs abzuholen, danach einen Stempel von seinem Büro, welches oft undurchsichtige Öffnungszeiten hat, eine eigene Uni-Mailadresse anzulegen, ein Konto in der Bücherei zu eröffnen, eine Druckerei zu finden, seinen Studentenausweis ausstellen zu lassen, das Sprachkurszertifikat abzuholen und letzten Endes die Matrikula im Erasmus-Büro unserer Fakultät abzuschließen.

Erst damit erhält man Einsicht in den Campus Virtual, wo Lektürevorgaben und Materialien für die belegten Fächer hinterlegt werden. Ich habe erst seit Kurzem Einsicht, am Anfang gilt es also viel bei den spanischen Kommilitonen nachzufragen. Diese helfen gerne, bleiben aber mehr in ihren Gruppen, da sie - wie in der Schule - die meisten Fächer mit dem gleichen „Kurs“ haben. Und trotzdem kommt man nicht darum herum, auch manchmal umsonst zur Uni zu fahren, weil gestreikt wird oder wieder unerwartet Unterricht ausfällt. Das System unterscheidet sich von Fakultät zu Fakultät ein bisschen, aber auch wenn es hier etwas chaotisch zugeht, muss ich sagen, dass mir an allen Stellen stets freundlich Auskunft erteilt wurde und man immer versucht hat mir weiterzuhelfen.

Und es gibt noch mehr positive Aspekte. Zum Beispiel werden einmal pro Woche spanische Filme mit Auszeichnungen im Salon de Actos vorgeführt. Die Kurse sind außerdem (an dieser Fakultät) viel praktischer als bei uns an der Universität. Häufig werden kleine praktische Übungen gestellt, zusätzlich muss am Ende des Semesters eine große Gruppenarbeit abgegeben, sowie eine Klausur geschrieben werden. Das bedeutet viel Arbeit, ermöglicht es einem aber auch, sich im Schreiben zu üben und mit Spaniern und anderen Erasmusstudenten zusammenzuarbeiten. Ich habe „Politik der Information und Kommunikation in der EU“ belegt, wo wir vor allem Essays schreiben und in Gruppenarbeit verschiedene EU-Blogs analysieren, „Farbgebung und Infografiken“, wo ich in Gruppenarbeit mit Adobe Illustrator ein Logo für Print- und eines für Bildschirmmedien erstelle, „Kunstmanagement“, wo jeder an seinem eigenen Portfolio arbeitet, „Corporate Communication“, wo wir eine Kommunikationsagentur präsentieren und ein Projekt für Flüchtlings-Frauen organisieren und „Kultur von Organisationen“, wo wir verschiedene Recherche-Aufgaben über Google+ erledigen, vor allem englische Artikel lesen (selten) und eine Multiple Choice Klausur schreiben. Das Hintergrundwissen dazu wird uns natürlich auch im Vorlesungsstil vermittelt.

Auch wenn die Anfangszeit anstrengend war und ich sicherlich 15 Kurse besucht habe, bin ich nun sehr zufrieden mit meiner Wahl und glaube, dass ich in meinem Semester an der Complu sehr viel lernen und mitnehmen kann!

6) Reisen: 1. Dezember 2014

Einer der schönsten Aspekte am Erasmus-Semester ist für mich auch, dass man Zeit hat (oder sich Zeit nimmt), um zu reisen und das Land, in meinem Fall Spanien, besser kennenzulernen. Ich habe mir jetzt schon vorgenommen nach meinem Auslandssemester auch in Deutschland öfter unbekannte Städte und Regionen zu besuchen.

Am vergangenen Wochenende war ich im schönen Valencia. Da zwei Freundinnen aus meiner Heimat dort ihr Erasmussemester verbringen, hatte ich kundige Cityguides und eine Unterkunft in Strandnähe gleich inklusive. Mitfahrgelegenheiten kann ich in Spanien auch sehr empfehlen, beide Fahrten mit blablacar waren sehr kurzweilig und man kann man nebenbei noch ein bisschen an seinem Wortschatz arbeiten. Valencia lockt vor allem mit seinem Klima: Ende November noch 22°C und Sonne ist schon was Besonderes und dann noch der noch der Strand dazu, ein Traum. Bei solchen Temperaturen bietet es sich natürlich an viel Fahrrad zu fahren, dafür gibt es hier das System der „ValeBicis“ mit denen man immer eine halbe Stunde kostenlos bis zur nächsten Docking-Stelle radeln kann. Bekannt ist die Stadt auch für ihre moderne „Stadt der Künste und der Wissenschaften“ mit dem größten Aquarium Europas, Opernhaus, botanischem Garten, IMAX-Kino usw. Ich habe meine kleine Reise sehr genossen und kehre mit neuen Kräften an meinen Schreibtisch zurück, denn vor Weihnachten gibt es nochmal viel zu tun an der Universidad de Complutense in Madrid!

7) Zwischenbericht: 15. Dezember 2014

Zwischen „De Madrid al cielo“ und „Madrid me mata“

Über 3 Monate bin ich in Madrid, Zeit um eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Wie das Sprichwort sagt „nach Madrid ist nur der Himmel schöner“, war ich hier anfangs bestimmt jeden Tag im Himmel: die lauen Abende auf den idyllischen Plätzen der Stadt bis Anfang November, die vielen, netten Leute aus aller Welt, die ich kennengelernt habe, die Abwechslung und positiven Überraschungen in der Uni, jeden Tag etwas Neues in der Stadt zu entdecken, die zahlreichen sowie vielfältigen Aktivitäten und vieles mehr hat mich begeistert. Inzwischen ist Alltag eingekehrt und ich musste feststellen, dass Madrid mich manchmal eben auch „umbringt“, wie es das zweite Sprichwort sagt. Eine hartnäckige Erkältung, unzählige UniAbgaben vor Weihnachten, Regenwetter und die Menschenmassen in der Stadt haben es mir zwischendurch nicht ganz leicht gemacht Madrid zu 100% zu genießen. Außerdem kann (für mich) nichts die Weihnachtszeit mit ihren schönen Märkten, Traditionen usw. in Deutschland toppen, weshalb ich mich jetzt auf Ferien in der Heimat freue. Ich bin aber auch sicher, dass ich danach wieder mit ganz viel Vorfreude auf Madrid zurückkehre, denn am Ende sind es vor allem die liebgewonnenen Menschen, die das Auslandssemester zu dem machen, was es ist - eine wunderbare, bereichernde Erfahrung!

8) Weihnachtstradition in Spanien: 29. Dezember 2014

Noch ist Dezember, Zeit euch ein bisschen von den spanischen Weihnachtstraditionen zu erzählen. Die Adventszeit verläuft hier eher ruhig, eins der wichtigsten Dinge ist für die Spanier - den langen Schlangen an den Verkaufsstellen nach zu sagen - die Weihnachtslotterie, die es schon seit 1812 gibt und als größte Lotterie der Welt gilt. Die meisten Spanier kaufen Lose und schauen sich am 22. Dezember die Ziehung im Fernsehen an. Noch eine Kuriosität ist die „Noche vieja universitaria“ Mitte Dezember, in der die Studenten sozusagen den Silvesterabend vorziehen und mit ihren Studienfreunden feiern, weil sie am 31. in ihren Heimatstädten sind. Außerdem hat Madrid eine sehr bunte, kreative Weihnachtsbeleuchtung, die man bei einer Busrundfahrt komplett bewundern kann. Kleine Weihnachtsmärkte in der Stadt verkaufen vor allem Kitsch, aber leider keinen Glühwein, an mehreren Orten kann man auch Schlittschuhfahren gehen.

Am 24. Dezember versammelt sich die ganze Familie dann zu einem guten Abendessen. Nach dem Essen wird die „Urne des Schicksals“ auf den Tisch gestellt, in der sich kleine Geschenke aber auch Nieten befinden. Jeder zieht solange bis er ein Geschenk bekommen hat. Der Weihnachtsbaum ist in Spanien erst in den letzten Jahrzehnten beliebt geworden, die Krippe stellt nach wie vor den wichtigeren Bestandteil des Weihnachtsfestes dar. Um 24 Uhr findet die Mitternachtsmesse statt, die „Misa del Gallo“ - Messe des Hahns - genannt wird, weil er die Geburt Jesu als erster verkündet haben soll. Am 28. Dezember ist der „Dia de los Inocentes“ (Tag der unschuldigen Kinder), der ursprünglich an den von „Herodes“ angeordneten Kindermord erinnern sollte. Der Tag ist mit unserem 1. April zu vergleichen, überall werden kleine Streiche gespielt. Interessant ist auch die Silvestertradition, kurz vor Mitternacht trifft man sich auf den Rathausplätzen der Städte, isst bei den 12 Glockenschlägen, die das neue Jahr einläuten, 12 Glückstrauben, die „uvas de suerte“ und wünscht sich dabei etwas.

Die eigentliche Bescherung, wie wir sie kennen, findet traditionell erst am 6. Januar statt. Am 5. Januar ziehen die Weisen aus dem Morgenland in die spanischen Dörfer ein, wo sie mit einem großen Umzug und biblischen Aufführungen empfangen werden. Für die Kinder gibt es Süßigkeiten von den Königen. Am Abend stellen sie dann ihre Schuhe sowie Stroh und Wasser für die Kamele vor ihre Zimmer und erhoffen sich so ihre Geschenke zu bekommen. Am 6. Januar wartet dann die lang ersehnte Bescherung und abgeschlossen werden die Weihnachtsfeierlichkeiten mit einem Festessen. Eine Spezialität stellt dabei der Rosco de Reyes dar, ein ringförmiger Kuchen, in dem sich eine Figur befindet. Wer diese in seinem Stück findet, ist König für einen Tag.

Und nun wünsche ich euch einen guten Rutsch und alles Gute für 2015!

9) Prüfungsphase in Madrid: 18. Januar 2015

Seit zwei Wochen bin ich aus den Weihnachtsferien zurück und befinde mich nun in der heißen Phase an der Universität de Complutense de Madrid. Wir haben nur noch zwei Wochen Uni nach den Ferien und es gibt noch viele Essays zu schreiben, Präsentationen zu halten, ein Portfolio mit Werbungen zu erstellen und nicht zuletzt den Klausurenstoff zu lernen… Zum Glück gibt es überall in Madrid öffentliche „areas sociales“, in denen man arbeiten kann und die weitaus gemütlicher als meine Unibibliothek sind. Außerdem muss man so nicht allein daheim am Schreibtisch sitzen, was in Spanien sowieso nicht üblich ist, wie mein Vermieter sagte. Auf dem Foto seht ihr die schöne „area social“ im Palacio de Cibeles mitten im Zentrum von Madrid. Außerdem war ich mit Freunden schon in einigen schönen Cafés in der Stadt und habe dort die Zeit zum Lernen genutzt. So sehe ich auch trotzdem noch was von Madrid, denn langsam rückt ja schon das Ende in Sicht. Jede Woche finden bereits „noches de despedida“, Abschiedspartys statt, die Organisationen begrüßen mit Welcome Partys schon die Neuen. Die Zeit vergeht wie immer zu schnell, umso mehr will ich meine verbleibenden vier Wochen noch nutzen. Das Winterwetter in Madrid ist mittags oft richtig sonnig, sodass man zur Abwechslung vom Lernen auch gut spazieren gehen und sich in Parks oder auf Plätze setzen kann. Was ich außerdem gerade noch versuche ausgiebig zu nutzen, ist das Einkaufen in den Markthallen, die es in jeder Nachbarschaft gibt. Dort gibt es Obst, Gemüse, Käse, Fleischwaren frisch, an kleinen Ständen und oft günstiger als in den Supermärkten. Ende Januar habe ich noch einen Ausflug in die Berge, in das Skigebiet der Navacerrada geplant, um in diesem Winter wenigstens einmal Schnee zu sehen (in meinem Heimatort hat es – anders als in Potsdam – leider zum Jahresende gar nicht geschneit). Und wer weiß schon, ob es Ende Februar in Deutschland nochmal Schnee gibt?

10) Abschlussbericht aus Madrid: 10. Februar 2015

Meine letzte Woche in Madrid ist angebrochen. Zeit ein kleines Resümee zu ziehen und mich von meiner Rolle als Auslandskorrespondentin zu verabschieden. Ich hatte eine tolle und aufregende Zeit in der spanischen Hauptstadt, ich bin dankbar die spanische Kultur so gut kennengelernt und neue Freunde in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt gewonnen zu haben.

Außerdem habe ich mein Spanisch sehr verbessern können, was eins meiner Hauptziele des Erasmussemesters war, und an der Universität Einiges für mein weiteres Studium mitnehmen können. Einerseits ist es schade zu gehen, da man sich nun gut eingelebt hat, es schwer ist, sich von seinen neuen Freunden zu verabschieden, es immer noch viel zu entdecken gibt in Madrid und Gesamtspanien, die Kontakte gerade zu den Spaniern, die sich nicht in der gleichen schnelllebigen Situation befinden, etwas mehr Zeit brauchen und die Sprachkenntnisse sich sicher noch festigen könnten.

Andererseits freue ich mich auf Familie, Freund & Freunde, den Frühling & Sommer in Potsdam und auch darauf, mein Studium an der Universität Potsdam fortzuführen. Das liegt vor allem an den Unterschieden im universitären System, das hier sehr viel schulischer ist. Es werden oft praktische Übungen entweder in der Stunde oder als Hausaufgabe gestellt, was ich auf der einen Seite positiv fand, weil das Gelernte sofort angewendet wird, auf der anderen Seite aber auch negativ, weil deshalb viel weniger gelesen und diskutiert wird. Außerdem bekommt man bis zum Ende des Semesters kein Feedback zu den Übungen, die im Semester gemacht werden und sieht erst an seiner Endnote, wie man abgeschnitten hat.

Alles in allem, bin ich aber sehr froh mich für ein Auslandssemester in Madrid entschieden zu haben und kann es Jedem empfehlen, der darüber nachdenkt! Ich habe feststellen dürfen, dass Erasmus viel mehr ist als ein "Party-Semester" - zum Glück -, habe viel über andere Kulturen gelernt, fühle mich heute ein Stück mehr als „Europäerin“ und werde sicherlich bald wieder eine Reise planen!

Hasta luego, eure Lisa

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